Auszug: ... weder trocken noch ohne Witz sind. Indessen halten sie nicht etwa während des ganzen Essens lange Reden; sie hören vielmehr auch den jungen Leuten gern zu. Ja, sie veranlassen sie absichtlich zum Reden, um von dem Charakter und Geist eines jeden einen Begriff zu bekommen, wenn er sich in der bei einem Mahle herrschenden Ungebundenheit offenbart. Die Mittagsmahlzeiten sind ziemlich schlicht, die Abendmahlzeiten dagegen reichlicher; denn auf jene folgt Arbeit, auf diese Schlaf und nächtliche Ruhe, und diese hilft nach Ansicht der Utopier besser verdauen. Bei keinem Abendessen fehlt es an Musik, und bei jedem Nachtisch gibt es allerlei Leckereien. Auch verbrennt man Räucherwerk, verspritzt wohlriechendes Salböl und bietet alles auf, um die Tischgenossen zu erheitern. Die Utopier neigen nämlich viel zu sehr zu solcher Fröhlichkeit, um ein Vergnügen, das keinen Schaden anrichtet, für verboten zu halten. Derart also ist das gesellige Leben in der Stadt; auf dem Lande dagegen, wo man weiter auseinander wohnt, ißt jeder für sich zu Hause. Dort fehlt es 95 nämlich keiner Familie an irgend etwas zum Leben; denn die Leute auf dem Lande sind es ja, die alles das liefern, wovon die Städter leben. Die Reisen der Utopier Wer das Verlangen haben sollte, seine Freunde in einer anderen Stadt zu besuchen oder sich auch nur den Ort selbst anzusehen, erhält von seinem Syphogranten und Traniboren mit Leichtigkeit die Erlaubnis dazu, wenn er irgendwie abkömmlich ist. Man schickt dann eine gewisse Anzahl Urlauber zusammen ab und gibt ihnen ein Schreiben des Bürgermeisters mit, in dem die Reisegenehmigung bestätigt und der Tag der Rückkehr vorgeschrieben ist. Die Reisenden bekommen einen Wagen mit einem staatlichen Sklaven gestellt, der das Ochsengespann führen und besorgen muß; wenn sie aber nicht gerade Frauen bei sich haben, weisen sie den Wagen als lästig und hinderlich zurück. Obgleich sie auf der ganzen Reise nichts mit sich führen, fehlt es...
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