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Berlin, Verlag von August Hirschwald, 1885, 8°, 2 Bl., 167 pp., feiner Halbleinenband. Erste Auflage, der ersten von Paul Ehrlich erschienen Monographie bzw. seine Habilitationsschrift. Hierfür wurde ihm im Jahre 1887 von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a.M. der "Tiedemann" Preis zuerkannt! "Es ist eine ungemein schwierige Aufgabe, einem Werke, wie es "Das Sauerstoffbedürfnis des Organismus" von Paul Ehrlich ist, nach allen Richtungen gerecht zu werden. Schon die Verteilung dieser Denkschrift (Paul Ehrlich. Eine Darstellung seines wissenschaftlichen Wirkens) an so viele Mitarbeiter ist ein Zeichen dafür, daß es keinen einzelnen Forscher gibt, der allein imstande wäre, das Lebenswerk Paul Ehrlichs zu würdigen. Das "Sauerstoffbedürfnis" ist aber gerade dasjenige Werk, bei dem die von Ehrlich beherrschten Disziplinen fast alle gleichzeitig auftreten. Es ist gleichsam eine intuitiv erfaßte Disposition für sein späteres Lebenswerk, eine Art wissenschaftlichen Gesamtbekenntnisses. Die methodische und die gedankliche Eigenart Ehrlichs tritt in diesem Werke zum erstenmal und gleichzeitig fast vollständig, ich möchte sagen, in konzentrierter Form auf; methodisch: das Aufgreifen der Fortschritte der chemischen Forschung für die Biologie, insbesondere die Heranziehung der Chemie der Farbstoffe, das Bestreben, den Chemismus des lebenden Organismus durch seine Reaktionsfähigkeit gegen chemische Reagentien zu studieren, derart, daß das Leben der Zellen dabei erhalten bleibt, so daß wirklich chemische Reaktionen der lebenden Zelle zur Beobachtung gelangen; und gedanklich: ein System, welches wir mit dem Schlagwort der Seitenkettentheorie in einer heute jedem verständlichen Weise kennzeichnen können. Alles das tritt uns zum erstenmal in dem "Sauerstoffbedürfnis" entgegen. Zwar beschäftigte sich Ehrlich in seinen früheren Arbeiten auch schon aufs intensivste und erfolgreichste mit seinen Lieblingen, den Farbstoffen, aber er ließ sie bis dahin auf die abgetötete Zelle wirken. Hier wird der Farbstoff zum erstenmal ein vitales Reagens. Die Seitenkettentheorie erscheint ganz neu, fertig durchdacht, entnommen den jüngsten Errungenschaften der Chemie, und zwar im besonderen wieder der Farbstoffchemie, als eine Arbeitshypothese, die Ehrlich nicht mehr verlassen und auf allen seinen wissenschaftlichen Wegen treu begleitet und gefördert hat. Wer den Entwicklungsgang der Ehrlichschen Forschung nicht verfolgt hat und seinen Arbeiten erst gefolgt ist, seitdem sie die größten Probleme der praktischen Medizin erreicht hatten, dem scheint wohl die sog. "Seitenkettentheorie" erst für die Immunitätsforschung ad hoc geschaffen. Eine solche Vorstellung wäre ganz falsch, sie würde den inneren Zusammenhang der zweiten Forschungsperiode mit der ersten völlig verkennen: die Seitenkettentheorie ist fix und fertig in dem "Sauerstoffbedürfnis" niedergelegt, zu einer Zeit, wo es eine Immunitätsforschung noch lange nicht gab. Entnommen aber ist die Seitenkettentheorie der Farbstoffchemie, die sich wie ein Faden durch alle Arbeiten Ehrlichs zieht: seine ersten Arbeiten bestanden in der Entdeckung der spezifischen histologischen, Farbstoffaffinitäten, es folgte in dem Sauerstoffbedürfnis die erste vitale Anwendung der Farbstoffe, die zur vitalen Färbung überleitet. Die nächste Periode, die Immunitätsforschung, ist ein dauerndes und erfolgreiches Bestreben, die an den Farbstoffen gesammelten Erfahrungen auf den Chemismus der Immunreaktionen anzuwenden; dann waren es wieder Farbstoffe, an denen er die ersten chemotherapeutischen Studien an Trypanosomen machte, und schließlich ist das Salvarsan eine Analogie der Azofarbstoffe und selbst ein Farbstoff. So erscheint das "Sauerstoffbedürfnis", wenn man es heute liest, als eine retrospektive Darlegung der ganzen Ehrlichschen Arbeits- und Denkweise. Das Sauerstoffbedürfnis ist daher so recht ein Werk, von dem es sich lohnte, es neu herauszugeben und einer Sammlung der . Seller Inventory # 12447
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