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Text: German
Review:
Review - German "Hildegard von Bingen (1098 bis 1179), hochgebildete und als Heilige verehrte Nonne, hatte von fruh an die Gabe der visionaren Schau. Ab 1141 schrieb sie ihre Visionen auf; daraus entstanden ihre drei Hauptwerke, die eine komplexe Glaubenslehre und Anthropologie entwarfen. Der Papst erkannte ihre Sehergabe offiziell an. Vom ersten dieser Werke, Scivias ("Wisse die Wege"), wurde in ihrem Kloster Rupertsberg (bei Bingen) eine Prachthandschrift mit 35 Miniaturen angefertigt, die zwar seit 1945 verloren ist; aber bereits 1927 bis 1933 war ein hochst aufwendiges, auf Pergament gemaltes Faksimile hergestellt worden.Im vorliegenden, prachtvoll ausgestatteten Band untersucht die Autorin die Miniaturen, deren Verstandnis "sich in der Tat dem Betrachter in keinem Fall ohne Kenntnis des Textes erschliesst" (S. 12). Die Bilder, die als hervorragende Faksimiles dem Buch beiliegen, illustrieren die Visionen der Heiligen; sie sind aber derart verschlusselt, dass es wirklich der kundigen Anleitung bedarf. Es ist faszinierend, die Untersuchungsschritte mitzuverfolgen und plotzlich in den zunachst nur asthetisch ansprechenden Miniaturen Hildegards visionare Erkenntnisse zu entdecken. Die kunsthistorische Einordnung der bildlichen Traditionen wird mit 102 zusatzlichen Abbildungen dokumentiert. Das Buch, das ausdrucklich auch den wissenschaftlichen Laien ansprechen will, verlangt vom Leser hohe Konzentration; die wird aber mit einer wahren Entdeckungsreise belohnt."In: Pax et Gaudium. Heft 34 (2008). S. 88.------------------------------------"Zum Hildegard-Jahr 1998 legte die Verf. eine durch monumentale Erscheinung (Grossfolio) und buchtechnische Ausstattung (Farbfaksimiles) einerseits, durch minutiose wissenschaftliche Ausarbeitung anderseits beeindruckende Monographie zum Bildprogramm des seit 1945 verschollenen Rupertsberger Codex des Liber Scivias vor (10 Hss., 2 davon illustriert; die heute in Heidelberg befindliche Salemer Hs. aus dem 13. Jh. wird nicht herangezogen). Das gewahlte Verfahren der Ikonographie ist durchaus traditionell, birgt aber fur die oft von diffusen Konzepten gepragte Hildegard-Forschung beinahe ketzerisches Potential. Bild fur Bild wird mit einer beachtlichen Fulle Vergleichsmaterial abgeglichen; jedes Motiv findet seine Vorlaufer. Auch dort, wo nur noch Assoziationen mit Entschiedenheit behauptet werden, mochte man der Verf. in der Regel zustimmen (vgl. 37, 61, 72, 99f., 117, 147 usw.). Schwierigkeiten bereitet dagegen das Nebeneinander der palaographischen und ikonographischen Befunde. Liess die Schrift des Rupertsberger Codex noch Entstehung zu Lebzeiten Hildegards zu, sollen die Bilder erst in dem Jahrzehnt nach ihrem Tod geschaffen worden sein (11), was u. a. stilgeschichtlich mit dem in der Buchmalerei erst um 1190 hervortretenden "Zackenstil" begrundet wird (vgl. 9-11). Die Bilder, die sich mitunter nicht unerheblich vom Wortlaut der Visionen entfernen, waren demnach sekundare Annaherungsversuche an den sperrigen Text, ubersetzt in und damit zugleich distanziert durch die Sprache zeitgenossischer Buchmalerei. Ob dieser Befund in der Konsequenz Hildegard ihrer Verantwortung fur das Bildprogramm entheben kann, wird in einem Ansatz, der einer integrierenden Behandlung grundsatzlich offen gegenubersteht, aufgegriffen werden mussen."In: Germanistik. 42 (2001) Heft 3/4. S. 605-606.------------------------------------"
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