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Kl.-8°. 55 SS. OBrosch. (Bibliotheksetikette im unteren Rückenbereich, -stempel a. Vorderdeckel). Äusserste Lagen blass stockfleckig. Leichtere Alters- u. Lagerungsspuren. Gesamthaft weitestgehend sauberes, recht gutes Exemplar. Barth 8668. ? ?Die schweren Ausschreitungen, deren sich ein Theil unserer Presse gegen Christenthum und Kirche schon seit geraumer Zeit schuldig macht, erreichten in den jüngsten Tagen jenen Höhepunkt blinder Leidenschaft, der mir nicht mehr gestattete, nur in der stillen Kammer oder am Altare des Herrn das verheerende Uebel zu beklagen und zu beweinen [.]. [.] Die Episode, die ich hier schildere, ist ein beachtenswerthes Stück unserer Zeitgeschichte; denn in dem akuten Fieberanfall unserer Journalistik, den ich den Lesern vorlegen werde, treten [.] die Symptome jener allgemeinen Krankheit uns vor die Augen [.]. In meiner nächsten Nähe hat seit geraumer Zeit die ?St. Galler Zeitung? an leidenschaftlicher Verunglimpfung der katholischen Kirche alles überboten, was man in unserem Lande hierüber Gehässiges vernommen hatte.? (p. 3 f.). ? Zeit- und regionaltypische Auseinandersetzung im Rahmen des (ständig schwelenden) Kulturkampfs mit dem Vorwurf des Ultramontanismus, der vor dem Hintergrund des Ersten Vatikanischen Konzils (Vaticanum I) an Brisanz gewann. Bischof Carl Johann protestierte gegen Artikel, die im Blatt von Redaktor Friedrich Bernet (1829?1872) erschienen waren, und er richtete eine ?Oeffentliche Zuschrift? an denselben (pp. 7?16), um danach die Situation der katholischen Kirche darzulegen. ? ?Im Laufe der sechziger Jahre bildete sich innerhalb des schweizerischen Liberalismus [.] ein linker Flügel heraus [.]. [.] Immerhin wurde auch in St. Gallen der radikale Führer der ?jungen Schule?, Redaktor Friedrich Bernet, 1864 in den Nationalrat gewählt [.]. [.] Bernets Vermächtnis war die aufrüttelnde Schrift ?Nach zwanzig Jahren? (1868). Darin warf er seiner Zeit im Vergleich zur kämpferischen und schöpferischen Zeit von 1848 arge Erschlaffung vor [.]. [.] Bald sahen sich die Konfessionen und Parteien wieder in einen aufwühlenden Kulturkampf verstrickt, der in allgemein kirchengeschichtlichem Zusammenhange gesehen werden muss, aber im Herdfeuer des ?Schicksalskantons? St. Gallen eine stets schwelende Glut aufs neue emporflammen liess [.].? (G. Thürer, St. Galler Geschichte, Bd. 2.1, 1972, p. 325 f.). ? Historisch war dieses Scharmützel auf der Ebene der Publizistik eher ein Muster für politische Konstellationen und ideologische Streitigkeiten, als kirchenpolitisch entscheidend. Peter Stadler (Der Kulturkampf in der Schweiz, Frauenfeld 1984, pp. 154?156 u. p. 472) jedenfalls nimmt die Angelegenheit nicht direkt auf, weist vielmehr auf Greiths dem Ausgleich gewidmetes Politisieren hin und tönt dann die aufkommende ?Soziale Frage? an, welche Bernet in seiner Schrift von 1868 thematisiert hatte: eine sozialpolitische Problemstellung, die sich fortan als neue oder zusätzliche Dimension der politischen Diskussion akzentuierte. ?? Karl Johann Greith (1807?1882), Priester, Politiker, Bischof von St. Gallen. 1831 Priesterweihe, danach Tätigkeiten in St. Gallen als Adjunkt in der Stiftsbibliothek und als Subregens des Priesterseminars. 1834 Entlassung wegen des Eintretens gegen die Thesen reformkatholischer Kleriker. 1834?1837 in englischem Auftrag Archivstudien in Rom. 1837 Pfarrer in Mörschwil, ?übernahm 1837?1853 als Mitglied des Grossen Rats die Führung der Katholiken in den kirchenpolitischen Kämpfen dieser Periode? Unter Bischof Mirer Domdekan und Offizial, 1862 dann zu dessen Nachfolger gewählt, 1863 konsekriert. Im Vatikanischen Konzil von 1871 engagierte er sich als einziger Vertreter aus der Schweiz auf Seiten der Opposition gegen das Unfehlbarkeitsdogma (HBLS). Politische und kirchenpolitische Aufgaben und Herausforderungen standen immer wieder im Zentrum der gesamten beruflichen Laufbahn des geistvollen und gebildeten Mannes. ?Greith war ein Kenner der deutschen mittelalterlichen Poesie und Mystik. Seller Inventory # CHSG091013
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