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Zwei fadengeheftete Ganzleineneinbände mit geprägtem Rückentitel, farbiger Deckelprägung (Roman), farbigen Vorsätzen, Lesebändchen (Roman) und illustriertem Schutzumschlag im einfachen Kartonschuber. Der Schuber berieben und mit mehreren geklebten Einrissen (s. Foto), die Umschläge dezent nachgedunkelt und leicht (rand-) berieben, Exlibris-Stempel auf Innendeckeln, ansonsten rundum guter Erhaltungszustand. "Ernst Weiß' Roman zählt zu den wenigen bedeutenden Romanen deutscher Sprache, die unmittelbar aus dem Stoff der Geschichte komponiert zu sein scheinen. Alles ist erdichtet in dieser imaginären Autobiographie eines Mannes, den ein überhohes Maß an Sensibilität und Leidensfähigkeit zwingt, die Distanz des Augenzeugen zu suchen; aber alles hätte tatsächlich in der geschilderten Weise sich zutragen können. Ernst Weiß fingiert die Geschichte eines Arztes, den das Schicksal dazu bestimmt, "im Leben eines der seltenen Menschen, welche nach dem Weltkrieg gewaltige Veränderungen und unermeßliche Leiden in Europa hervorrufen sollten, eine gewisse Rolle zu spielen". 1918, im Lazarett zu Pasewalk, begegnet der Erzähler dem hysterisch erblindeten Gefreiten A. H. Welcher geheime Wille, welche verborgenen Triebkräfte der Seele - so lautet die Frage, die gleichsam den Lebensnerv des Romans bildet - haben den jungen Arzt und Psychologen dazu gebracht, in einer unheimlichen Sternstunde der Menschheit Schicksal zu sein für denjenigen, der Millionen zum Schicksal werden sollte? Ernst Weiß, 1882 in Brünn geboren, studierte in Wien Medizin, war Krankenhausarzt in Prag, Schiffsarzt und während des Ersten Weltkriegs Militärarzt auf dem Balkan. Dann wurde er freier Schriftsteller und emigrierte 1938 nach Paris, wo er sich 1940, beim Einmarsch der deutschen Truppen, das Leben nahm. Der von Thomas Mann und Franz Kafka gleichermaßen geschätzte Dichter Ernst Weiß war lange Zeit zu Unrecht vergessen. Die Bibliothek Exilliteratur verdeutlicht die Hauptströmungen der deutschen Exilliteratur. Jedes Buch enthält ein Nachwort mit einer Werkinterpretation. Als Textgrundlage werden grundsätzlich die Erstausgaben der Exilzeit herangezogen, da es dieser Edition um die historische Authentizität geht, nicht aber um inhaltliche Revisionen oder Überarbeitungen, die manche Autoren aus der Sicht eines späteren Erkenntnisstandes (zum Beispiel über das faschistische Deutschland) vorgenommen haben." (Verlagstext) Ich, der Augenzeuge ist der letzte Roman von Ernst Weiß, der 1963 postum in München erschien. Der anonym bleibende Ich-Erzähler, ein katholischer bayerischer Arzt, verheiratet mit der Jüdin Viktoria, erzählt seine Lebensgeschichte bis zum Jahr 1936. Die Figur des A. H. basiert auf Hitlerbiographien. Wahrscheinlich sprach Ernst Weiß in Paris mit dem Hitlerbiographen Konrad Heiden. Der kriegsblinde Gefreite Hitler wurde am 21. Oktober 1918 im Reservelazarett Pasewalk vom Psychiater Dr. Edmund Forster behandelt und am 19. November geheilt entlassen. Armbruster geht den Vorgängen in Pasewalk nach und zitiert Oswald Bumke: "Ob [Hitlers] Erblindung hysterisch gewesen ist, kann ich nicht sagen." Nach Armbrusters Recherchen ist die Zurückhaltung der Mediziner zu den betreffenden Passagen im Text des Romanciers Ernst Weiß verständlich, zumal da Hitlers Pasewalker Krankenblatt nicht mehr auffindbar sein soll. Am 15. September 1938 übergab Ernst Weiß das Romanmanuskript "Der Augenzeuge" der American Guild for German Cultural Freedom. Ein Exemplar des Manuskripts kam über Karl Breuer in New York in die Hände von Paul Gordon. Nach dem Krieg fand dann Gordon den Kreißelmeier Verlag, der es unter dem Titel "Ich, der Augenzeuge" druckte. Die Titeländerung war erforderlich geworden, weil 1955 Le voyeur - dt. Der Augenzeuge - von Alain Robbe-Grillet erschienen war. (Wikipedia) In deutscher Sprache. 292, (4); 54, (2) pages. 8° (130 x 210mm).
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