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Ohne Ort, (etwa 1620). Kl.-4to. 17 Bl., 1 Bl. weiß. Ohne Einband. Handschriftlicher Reiseführer des frühen 17. Jahrhunderts durch Venedig (möglicherweise Abschrift eines gedruckten Textes?). - In einer Vorrede würdigt der Autor den Reichtum Italiens und seiner Städte, das fruchtbare Land und den blühenden Handel, sodaß Italien "auch heutiges tages von allerley Völcker . gescheften und . auch wollust wegen heftig besucht und durchwandert" werde. Der Reisende wird ermahnt, er solle darauf achten, "in einer jeden stadt und ohrt, dar durch man reißet, fürnehmliches und denkwürdiges zu besehen, damit nicht wie ins Sprichwort gesaget wird: "ein Gans uber Meer fliege, und ein Gans widerkome. . Ein jedes landt (habe) seine besondern Recht, gebrauch und sitten, auch seine tugenden, und laster", diese solle der Reisende "vleißig erforsche(n), gleichsamm auf die Wage d(er) vernunft lege(n), und bedenke(n) was lobwidrigs der warheit gemeß, oder tadelhafftig seye" und Gewinn für sich daraus zu ziehen. Darauf folgt mit zwei eigenen Titeln die eigentliche Beschreibung Venedigs: "DELITIAE ITALIAE. Vorzeichnis und bericht, was ich in Italienn gesehen, ahn einen ieden ohrte, da Ich bin durchgereyset, und in acht genommen hab, wieher nachfolget". Dieser Titel deutet an, daß mehr als die Venedig-Beschreibung geplant war. In einem neuen Absatz folgt der eigentliche Titel vorliegenden Textes: "Vonn der fürnemesten weit berümbten grossen gewerb und Handel Stadt Venedig was daselbstenn zue sehen ist". Nach einem kurzen Abriß der Entstehung der Inselrepublik beschreibt der Reisende ausführlicher das "Zeugthauß Arsenal", in dem u.a. "300 stück ahn geschütze, welche Anno 1571 von Türcken in d(er) Armata (gemeint ist der Seesieg von Lepanto) eröbert worden", gezeigt werden. Verschiedene Räume und Hallen, ihre Ausstattung und Funktion werden beschrieben. Der Rundgang durch die Stadt beginnt dann am "Nonnen Closter genant Sancto Sepulchro oder das Heilige grab in Jerusalem". Mit der Gondel erreicht man vom "Hertzog Palatio" aus das "S. Görgen Closter" (S. Giogio Maggiore) mit seinem "Convent Saall", besichtigt das "Closter der Capuciner", dann "S. Steffan", sieht sich auf dem Markusplatz und der Piazetta um und erreicht, vorbei an Bibliothek und Münze, die zwei löwenbekrönten Säulen, die als Gerichts- und Richtstätte beschrieben werden. An dieser Stelle wird die "Historia" von einem "wund(er)bahren Diebstahl" eingeflochten: Ein gewisser Candior genannt Sammatius Scariot aus dem Gefolge des in Venedig weilenden Bruders der Herzogs von Parma, hat von einer Kirche aus einen Stollen gegraben und "ein Loch in die Tresorkamer" Venedigs geschlagen - ausgerechnet "hinter den Altar der unschuldigen Kinder hub er ein Marmelstein auff", um sein Schandwerk zu beginnen. Rififi in Venedig! Erwähnt werden ferner auf dem Markusplatz "ein roter runder Marmelstein so Banditen (ge)köppft" werden, der Eckstein von rotem Porphyr, "daran die Zwene Männer . ausgehauen" worden sind, die drei Fahnenmasten, die stellvertretend für die Königreiche Candia , Cypern und Venedig aufgestellt wurden und der Campanile, von dem aus man die "gantze Stadt Venedig ubersehen" könne. Endlich wird "der Tempel oder Kirche S. Marco" eingehender beschrieben, die "viel köstlicher erbauet (sei) als zu Constantinopel die S. Sophia". Der Weg führt weiter von der "Merceria" über das "Deutsches Haus" (Fondaco dei Tedeschi), die Rialtobrücke zu "S. Jacob" (S. Giacomi di Rialto) und S. Maria Formosa. Hier wird ein kulturgeschichtlich merkwürdiges Detail verzeichnet: Auf dem Platz vor S. Maria Formosa "haben die Deutschen ihre freyheit, alda mögen sie sich mit eynander balgen, räuffen, und schlagen", ohne daß ein "Shergant" eingreift. Weiter gehts zu S. Giovanni e Paolo, davor "auf einer Sewle sitzet der Bartholome Goleon" (Bartolomeo Colleoni). "Viel herrlicher Schulen, Compagnia od. Gesellschaften" hat Venedig, 8000 "Gondole" und "800 Brücken", davon "noch viell von Holz gemachet", sieben große "offentlich. Seller Inventory # 622695
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