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Deutschsprachiger Brief des iranischen Mediziners Dr. Feridoun "Fred" Mirhady (geb. 2. Januar 1922 in Teheran, gest. 5. Januar 2005 in Vancouver). --- Datiert Ilz (Steiermark), den 14. Juli 1946. --- Damals absolvierte er ein Postgraduierten-Praktikum in Wien; 1947 kehrte er in den Iran zurück und wanderte 1951 nach Kanada aus, wo er fast 45 Jahre lang eine Kinderarztpraxis in Vancouver leitete. Außerdem Professor für Pädiatrie an der University of British Columbia. --- Gerichtet an die spätere Juristin Frl. Gisela Althaus in Perleberg, Tochter des Rechtsanwalts Karl Althaus (1886-1956) und der Maria, geb. Niese. Später heiratete sie Joachim Geisler (1912-1969), ab 1966 Senatspräsident am Berliner Kammergericht. --- Geschrieben auf deutsch (er sprach gut deutsch, da seine Mutter eine Deutsche war). --- Umfang: sechs beschriebene Seiten (21,2 x 14,8 cm). --- Auszüge: "Liebe Freundin, mit Freuden erhielt ich Dein teures Lebenszeichen und Deine lieben Grüsse. [.] Meine Gedanken waren oft bei Dir [.]. Auch das Examen wirst Du gut überstanden haben u. hoffen wir, dass sich mehr Klarheit und Vertrauen in unserem Gemüte einfindet. [.] Oft frage ich nach den Kräften, die nach allem Vergangenen wieder Zutrauen und Lebensfreude bringen sollen. [.] Diese Philosophie als Ergebniss unserer reinen Vernunft, bleibt im Grunde physisch (im Gegensatz zur Metaphysik), denn sie ist in unsere menschliche Erkenntniss mit eingeschlossen. Schopenhauer, mit dem ich mich zur Zeit befasse, drückt dasselbe wie folgt aus: Der Grund und Boden, auf dem alle unsere Erkenntnisse und Wissenschaften ruhen, ist das Unerklärliche. [.] Dass ich mich mit Obigem befasse, zeigt auch dass es mir im praktischen Leben nicht schlecht geht da ich wohl sonst hiezu keine Muße u. Zeit (aber großes Verlangen und Lust) finden würde. Meiner Schwester und mir ging es, über die ganze Zeit in Wien, relativ gut. Sie hat ihre 3 Monate alte Tochter, die in den Kampftagen zur Welt kam, verlassen aber Ihr Verlobter, ein Maler, kam aus der Kriegsgefangenschaft heim u. so leben sie zusammen in seinem Atelier [.]. Ich selbst arbeite nun seit April des vergangenen Jahres an der Wiener II. Chirurg. Universitätsklinik wo es mir recht gut gefällt. Meine Promotion zum Doktor der gesammten Heilkunde fand nach de ralten oesterreichischen Studienordnung im Juni 1945 statt. Nun lebe ich in der Klinik u. bin fachlich sehr beschäftigt, also ein richtiger Medicus! [.] Von meinen Eltern bekomme ich regelmäßig Nachricht u. bin glücklich, dass sie leben u. gesund sind. Auch meinen 3 weiteren Geschwistern geht es gut. Eine kleinere Schwester kommt bald nach Europa u. wird wahrscheinlich in Upsala (Schweden) Biologie studieren. [.] Dein alter Perser." --- Anbei der originale Briefumschlag. --- Zustand: Papier fleckig; Umschlag leicht schadhaft. Bitte beachten Sie auch die Bilder! --- Über Feridoun Mirhady (Quelle: Nachruf von Robert Hill, in: BCMJ, vol. 47, No. 6, July August 2005, Page 324): --- Freds medizinische Karriere begann in seinem Heimatland Iran, doch nach einem Jahr Medizinstudium in Teheran beschloss er, seine Ausbildung gegen den Willen seines Vaters in Berlin fortzusetzen, doch wie er selbst sagte 19-Jährige hören nicht auf ihre Väter. Das war 1941 während des Krieges doch er war entschlossen. Da seine Mutter Deutsche war, sprach er die Sprache bereits. Fred genoss seine Zeit in Berlin trotz der Bombardierung durch die Alliierten. Er bekam einen Nachtjob als Luftschutzwart in der Nähe einer Fabrik in den Vororten, wo er Frauen und Kindern in die Schutzräume half. Als die Bombardierung aufhörte, war es seine Aufgabe, nach Brandbomben zu suchen, die er dann mit Sand bedecken musste. Als die Bombardierung schlimmer wurde, setzte er seine Ausbildung eine Zeit lang in Freiberg fort und beendete sie dann in Wien, wo er für zwei Jahre als Postgraduierten-Praktikum blieb. Seller Inventory # Althaus Ordner Printus hellbau 1
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