Wir stehen in einer Zeit des Umbruchs in der Medizin. Der Umbruch erfolgt nicht nur im Rahmen eines umfassenderen Umdenkens in Richtung Ganz heitlichkeit, Vernetzung und Ökologie, sondern ergibt sich auch aus dem Wandel der Aufgaben der Medizin selbst. Die fulminanten Fortschritte der Medizin des 19. Jh. und der 1. Hälfte des 20. Jh. haben vor allem der Überwin dung von akuten Krankheiten, vorab den Infektionskrankheiten, gegolten. Es war die Zeit, in welcher das biophysikalische Modell der Medizin Triumphe feierte. Jetzt, im Übergang zum 21. Jh. , sind es vorwiegend chronische Krank heiten, welche für Morbidität und Mortalität in unserer Bevölkerung verant wortlich sind, die Herzkreislaufkrankheiten, die Karzinome, die degenerati ven Erkrankungen des Bewegungsapparates, die psychischen Krankheiten usw. Die "neuen" chronischen Krankheiten haben in ihren Entstehungsbe dingungen etwas mit menschlichem Fehlverhalten zu tun. Sie werden denn auch als Zivilisationskrankheiten bezeichnet. Als wichtigste Risikofaktoren gelten Verhaltensstörungen in der Ernährung, Suchtverhalten, dann Ängste, Spannungen und depressive Erschöpfungen, als Folge von mannigfachen Streßeinwirkungen im Arbeitsbereich, in der Familie und im nachbarschaftli chen Umfeld. Gleichzeitig haben die hilfreichen Ressourcen in ebendensel ben Beziehungsnetzen abgenommen. Es sind psychosoziale Risikofaktoren, die in Wechselwirkung mit biophysikalischen Faktoren für einen Großteil der Krankheiten unserer Zeit verantwortlich sind.
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